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Maja Beutler
www.majabeutler.ch

Notice biographique - Bibliographie - Preise - Schwarzer Schnee

  Notice biographique


Maja Beutler wurde im Bern geboren, Ausbildung zur Dolmetscherin, Stundienaufenthalte in Frankreich, England, Italien. Kongressorganisatorin bei der UNESCO in Rom. Lebt seit Jahren wieder in Bern. Schreibt Romane, Erzählungen und Kolumen für das Schweizer Radio. Gehört zu den wenigen Dramatikerrinen im deutschsprachigen Raum. Wurde u. a. mit dem Preis der Schweiz. Schillerstiftung, dem Weltipreis für das Drama, dem Literaturpreis der Stadt bern ausgezeichnet. Ihre bekanntesten Buchveröffentlichungen sind: Fuss fassen, Die Wortfalle, Das Bildnis der Donà Quichotte, Beiderlei.

Aus Maja Beutler, Die Stunde, da wir fliegen lernen, Nagel & Kimche, 1994.

www.majabeutler.ch

 

  Bibliographie

Publications

Flissingen fehlt auf der Karte, Geschichten, Zytglogge, Gümligen / Bern, 1976, 1978, 1982.
 
Fuss fassen, Zytglogge, Gümligen / Bern, 1980 et 1989.
 
Die Wortfalle, Benziger, Zürich, 1983.
 
Die Wortfalle, Zürich [etc.] : Nagel & Kimche, cop. 1990.
 
Les faux-parleurs : roman, trad. par Anne-Lise Mooser-Ammann, Ed. de l'Aire, Lausanne, 1990.
 
Das Marmelspiel, Verlag der Autoren, Frankfurt/M., 1985.
 
Wärchtig, Texte zum neuen Tag, Zytglogge, Gümligen / Bern, 1986 et 1990.
 
Das Bildnis der Doña Quichotte, Nagel & Kimche, Zürich / Frauenfeld, 1989.
 
Das Bildnis der Doña Quichotte, Zürich : Buchclub Ex Libris, 1991.
 
Das Bildnis der Doña Quichotte, München : Deutscher-Taschenbuch-Verlag, 1992.
 
Beiderlei, Texte zum neuen Tag, Nagel & Kimche, Zürich / Frauenfeld, 1991 et 1994.
 
Die Stunde, da wir fliegen lernen, Nagel & Kimche, Zürich, 1994.
 
Tagwärts... Neue Radiotexte in Deutsch und Berndeutsch, Nagel & Kimche, Zürich, 1996.
 
Schwarzer Schnee : Erzählungen ; und, Das Album der Signora : Zytglogge-Verlag, 2009

 

  Preise

Prix

1976 Buchpreis der Stadt Bern
 
1981 Buchpreis der Stadt Bern
 
1983 Preis der Schweizerischen Schillerstiftung
 
1984 Buchpreis der Stadt Bern
 
1985 Welti-Preis für das Drama
 
1988 Literaturpreis der Stadt Bern

 

  Schwarzer Schnee

Maja Beutler - Schwarzer Schnee

Todesnähe und Lebenslust

Bei Maja Beutler lernen wir noch einmal buchstabieren, was Menschsein heisst. Das Abc führt über Krankheit, Tod und Trauer bis zu einer <Kleinen Auferstehung>. Im so betitelten letzten Text dieses Erzählbandes lässt der kleine «Bauchwulst» eines Neugeborenen uns hoffen, dass aus der Todesasche des schwarzen Schnees wieder Leben entsteht. Der kurze Text schliesst die Reihe der elf parabelhaften Einträge ins 9Album der Signora :, die das Rückgrat des gesamten Textkorpus bilden. Seine Fülle erhält er aus noch einmal elf längeren Erzählungen. In allen meldet sich das, was der Bauchwulst des Neugeborenen symbolisiert: Hunger nach anderen und Hunger nach Welt.

Geradezu einen «Kannibalinnen-Alltag» malt sich Marlies in der Groteske <Sightseeing> aus, als sie in ihrem Pariser Hotel eine üppige Nachbarin in deren Nacktheit beobachtet und sich bewusst wird, «dass sie nach der anderen hungert, dass sie sich diesen gewaltigen Frauenbrocken einverleiben möchte, der ihr so vollkommen fremd ist, dass er sie sättigen würde.»
Im <Sommerlochstraum>, einer schwankhaften Travestie aus dem Theatermilieu, stellt sich eine Regisseurin ein Schattenspiel «Ehe von innen» vor: «Gockel und Huhn hängen kopfüber am Fleischerhaken mit zusammengebundenen Laufzehen und picken aufeinander ein, bis dass der Tod sie scheidet. » Um Scheidung durch den Tod geht es in einer Mehrzahl dieser Texte. «Ein Jammer, ist mein Mann nicht schon Witwer», sagt die todgeweihte Ich- Erzählerin in <Schwarzer Schnee>, «offenbar möbelt es jede Ehe auf.» Das klingt wie viele der pointierten Formulierungen dieser Texte nach witzigem Sarkasmus, verweist aber auf ein Leiden aneinander, das durch Verluste nicht beendet, sondern verdoppelt wird.
Gerade durch prononcierte Distanziertheit werden Maja Beutlers Darstellungen von Todesnähe, Tod und Trauer ergreifend. <Kleine Auferstehung> fasst zum Schluss des Erzählbandes diese Poetik der Distanziertheit zusammen: «Böser Blick? Die Signora hatte das Kind doch ohne jeden Widerwillen betrachtet. Allerdings auch ohne Erbarmen. Hiess das nicht eher, <den Tatsachen ins Auge sehen>?»
Dieser nüchterne Blick weckt bei den Lesenden in dem Mass Gefühle, wie die Texte darauf verzichten, sie zu benennen. Tröstlich bleibt dabei nur der Fortbestand des Hungers: «Nur auf Hunger bleibt Verlass. Ein Glück, dass wir Viecher sind», stellt der trauernde Ehemann in <Die Lachmöwe> fest. Und in <Schwarzer Schnee> bleibt der Sterbenden in ihrer Abrechnung mit dem «allmächtigen Versager», dessen «Schöpfungsflop» gläubige «Ranschmeissfliegen» auf den Leim gehen, nur eins: «Den ganzen lieben Morgen wollte ich mir einverleiben, keinen Windhauch, kein Blatt würde ich auslassen.»
So bringen uns Maja Beutlers Texte neben dem Trauern- und Hadernkönnen auch unzerstörbare Lebenslust bei. Sie lassen alle Tonlagen des Menschseins anklingen und verzichten konsequent nur auf jene der Rührseligkeit. Umso freier gehen sie mit dem Wechsel von Heiterkeit und Ernst, Ironie und Sachlichkeit, Sarkasmus und Empathie um. Die Autorin beherrscht diese Registerwechsel mit dem Spürsinn, der grosse Literatur auszeichnet.

Daniel Rothenbühler

 

Page créée le 01.08.98
Dernière mise à jour le 28.01.10

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