Die 1985 geborene Dorothee Elmiger legt ein faszinierend furchtloses Romandebüt vor. Ihre "Einladung an die Waghalsigen" erkundet Wege fernab des Mainstreams und entwickelt dabei poetischen Eigensinn. Margarete Stein sitzt am Küchentisch und liest - und liest. Sie wohnt im Haus gleich über der Polizeistation, der ihr Vater als Kommandant vorsteht. Die Mutter hat sich längst aus dem Staub gemacht. Sie liest, und ihre Schwester Fritzi wandert durch die Gegend. Gemeinsam suchen sie nach einem mysteriösen Fluss namens Buenaventura. Im Versuch zu einer Chronik notieren die Schwestern alles auf, was sie beobachten, erkunden, hoffen, wünschen. Dorothee Elmiger ordnet all diese Explorationen in ihrem "Roman" nicht zu einem geschlossenen Bild, sondern legt sie in Form einzelner Partikel und Fragmente aus, die zwischen genauer Beobachtung, innerer Wahrnehmung und angelesenen Zitaten oszillieren. Derart legt sie ihrem Text eine kreiselnde Unruhe zugrunde, die Abbild ist der Suche nach den eigenen Wünschen und Lebenszielen. Elmigers poetischer Roman gleicht einem herzhaften Schwelbrand, der sich jeder Kontrolle entzieht. Seine musikalische sprachliche Struktur verrät hohen Eigensinn und ästhetischen Wagemut. Das macht das Buch zum erstaunlichen Debüt und zu einer Aufforderung an die Neugier.
Dorothee Elmiger: Einladung an die Waghalsigen. Roman. DuMont Buchverlag, Köln 2010. 144 Seiten.
Page créée le 16.11.10
Dernière mise à jour le
16.11.10
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