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Dante Andrea Franzetti

Bibliographie - Besprechung von Beat Mazenauer - Mit den Frauen

  Bibliographie

Cosimo und Hamlet, Nagel & Kimche, 1987
 
Der Grossvater, (Nagel & Kimche, 1985) Buchclub Ex Libris, 1987
 
Le grand-père, trad. de l'allemand par Corinna Moser, Bernard Campiche, 1988
 
Cosimo und Hamlet, Buchclub Ex Libris, 1989
 
Die Versammlung der Engel im Hotel Excelsior, Nagel & Kimche, cop. 1990
 
Das Funkhaus, R. Piper, cop. 1993
 
Liebeslügen, Nagel & Kimche, cop. 1996
 
Die Sardinennacht : dreissig Fernsehschnitte aus dem Zeitalter Berlusconi, Elster-Verlag ; cop. 1996
 
Liebeslügen, W. Heyne, 1998
 
Curriculum eines Grabräubers, Nagel & Kimche, 2000
 
Passion : Journal für Liliane, Haymon-Verlag, 2006
 
Mit den Frauen : Roman, Haymon, 2008

 

  Besprechung von Beat Mazenauer

Curriculum eines Grabräubers
Geschichten aus Viterbo und anderswo

Nach fünf Romanen legt Dante Andrea Franzetti nun einen Band mit Erzählungen vor. Skurrile Geschichten, wie sie das Leben manchmal schreibt, aber nur, wenn es die gewohnten Bahnen verlässt.

Im Dom von Viterbo wüten die Teufel. Das Fresko des Cortoneser Meisters Luca Signorelli gilt als ein Meisterwerk insbesondere, was die expressive Darstellung des apokalyptischen Geschehens anbelangt. Die Menschen werden von allen Teufeln gejagt und gequält.

Der Stundenschläger erzählt

Der mechanische Stundenschläger im Glockenwerk des Viterbeser Doms hat vor 500 Jahren beobachtet, wie der Mastro Luca den Platz vor dem Dom mit seinen Skizzen vermessen hat. Er ist zur Pestzeit in die Stadt gekommen, doch in der neuen Kapelle würde er nicht diese Leiden abbilden, sondern "eure Angst vor euch selbst". Die Pest ist nicht so schlimm, sie bringt wenigstens Frieden.

In der letzten, der schönsten Erzählung rekapituliert Dante Andrea Franzetti die Geschichte der mittelitalienischen Stadt Viterbo. Szenen von der Renaissance bis zu Mussolini erzählt der Glockenmann von seiner hohen Warte herab. Wehe, wem er die Stunde schlägt.

Monster und Menschen

Monster, Teufel und Ungeheuer werden aber nicht nur in Signorellis Fresko zitiert. Der ganze Erzählband ist von ihnen bevölkert. Juan Arnaldo Tristo, ein Dichter, der sich in seinen letzten Lebensjahren in die Gegend von Viterbo zurückgezogen hat und sich hier mit einer Dorf-Lolita vergnügt, ist ebenso ein kleines Ungeheuer wie die Figuren in seiner Erzählung "Mostri".

Auf einer Reise nach Deutschland wird der Künstler Carandini mit den Teufeln der Vergangenheit, mit seiner Gefangenschaft im KZ Buchenwald, konfrontiert. Dieser kurze Text unter der Überschrift "Äpfel" berührt sowohl durch sein Thema wie dessen konzentrierte Durchführung.

Formale Variationen

Schon die Romane Franzettis haben sich durch beinahe novellistische Sparsamkeit ausgezeichnet. In diesem Band Konzentriert er seine Geschichten noch stärker : auf ein Curriculum in der Titelerzählung, Aperçus aus der Selbstmordstatistik, resümierende Tagebuchnotate oder eine anekdotische Kalendergeschichte.

Formal variieren die einzelnen Erzählungen demnach stark, doch nicht alle sind in gleichem Masse geglückt wie die erwähnten. Franzetti erzählt zwar knapp und sparsam, doch zugleich experimentiert er mit komplexen Erzählstrukturen. Dies hat zuweilen den ungünstigen Effekt, dass die Spannung der kurzen Geschichte zu stark verrätselt wird.

Erzählerische Schwächen

So etwa geht der Aufkärung, die uns ein Ost-West-Spion gibt, die Stringenz des politischen Thrillers im Kleinformat ab. Es wird nicht recht einsichtig, worin der eigentliche Plot besteht. Andererseits wirken die Auszüge aus der Selbstmordstatistik bloss aneinandergereiht.

Am schönsten ist die dramaturgische Irritation umgesetzt in "Robinsons Tagebuch". Ein Mann, der den negativen Befund einer ärztlichen Untersuchung erwartet, protokolliert den Ablauf seiner letzten Tage, während rings um sein Haus das Wasser steigt. Wahn oder Wirklichkeit ? Die Frage bleibt ungelöst, das Mysterium auch erzählerisch gewahrt.

So hinterlässt dieser Band einen etwas zwiespältigen Eindruck, formal wie stilistisch. Erzählerische Komplexität und Verdichtung gehen nur teilweise auf. Wo sie gelingen, hat sich das Wagnis gelohnt.

Notiz : Dante Andrea Franzetti, "Curriculum eines Grabräubers". Erzählungen. Nagel & Kimche, Zürich 2000. 176 Seiten, 34 Franken.

Beat Mazenauer

 

  Mit den Frauen

Dante Andrea Franzetti :

Ein Männerleben, erzählt anhand der Frauen, die es geprägt haben: Zu Beginn die Mutter sie ist Nerbal Heimat in einer dörflichen Welt, die ihn, den Fremdling, das Einwandererkind, an den Rand drängt. Später die Geliebten sie bewundern und begleiten Nerbal, den erfolgreichen jungen Schriftsteller, das Enfant terrible, sie lassen sich von ihm benutzen. Und schließlich Christina, die Ehefrau der Nerbal in seinem langsamen Abstieg in den Sumpf der Trinkerei von Tag zu Tag fremder wird. Der begnadete Stilist Dante Andrea Franzetti erzählt dieses Leben im Dialog zweier Perspektiven: Aus der Perspektive des gereiften Mannes, derauf seine Vergangenheit zurückblickt aufrichtig, aber ohne Bitterkeit, enttäuscht vom Verlauf der Dinge, aber doch im Bewusstsein, sein Leben gelebt zu haben. Und aus der Perspektive des jungen Nerbal, des zynischen Provokateurs, des selbstverliebten Egoisten, der sein Leben noch vor sich hat. Ein Lebensbericht, dessen Aufrichtigkeit und Eindringlichkeit den Leser bis zur letzten Seite nicht mehr loslässt.

Dante Andrea Franzetti, geboren 1959 in Zürich und zweisprachig (italienisch und deutsch) aufgewachsen, lebt als Journalist und Schriftsteller ebendort und in Rom. Für seine Romane, Erzählungen und Essays wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. Conrad-Ferdinand-Meyer-Preis, Adelbert-von-Chamisso-Preis, Buchpreis des Kantons Zürich.

Mit den Frauen : Roman, Haymon, 2008

 

Page créée le 01.08.98
Dernière mise à jour le 17.04.09

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