Floyd, der Protagonist im zweiten Roman von Ursula Fricker, ist ganz Auge. Versehrte Landschaften, verwüstete Landstriche sucht der Fotograf, er will ihre Schönheit enthüllen. Er bewohnt ein einsames Haus in Brandenburg, an der polnischen Grenze, wo ein Sowjetbunker an die Vergangenheit erinnert und nur ab und zu Schüsse die Stille durchbrechen – wenn Flüchtlinge aus Osteuropa erfolglos versuchen, illegal über die Grenze zu gelangen. In Frickers genauen Landschaftsbeschreibungen leuchtet das Licht, dem Floyd sein Leben lang nachjagt. Diese atmosphärisch dichten Passagen machen denn auch den Reiz des Romans aus. Fricker stellt sie in Kontrast zu den Erinnerungen, die in Floyd aufsteigen, als ihn seine fünfzehnjährige Tochter plötzlich besucht – den Vater, der seine Familie vor zehn Jahren verlassen hat. Der Besuch wird zur Katastrophe, denn Floyd verzehnbändifügt über kein Objektiv, das ihm helfen könnte, Menschen in den richtigen Rahmen zu setzen. Fricker zeigt den Zerfall ihres Protagonisten mit schwankender Kamera und gibt den Leserinnen und Lesern das Gefühl, in seinem Kopf mitgefangen zu sein. (löt)
Ursula Fricker, Das letzte Bild, Bergroman, Zürich: Rotpunkt, 2009.
Page créée le 25.05.10
Dernière mise à jour le
25.05.10
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