Die sechzehnjährige Linn entdeckt, dass ihre Mutter Lisette sich einst nackt hat filmen lassen. Anlass für Lisette, sich den Tag, der in jener verstörenden Theater-Performance endete, noch einmal vor Augen zu führen. Ein Augustdonnerstag, der ihr vorkam wie ein Sonntagnachmittag, «träge, temperamentlos, aufgedunsen und satt». Und sie darin, die gegen das «verordnete Lebensgefühl» rebellierte, hin und her gerissen zwischen Alltagssorgen und Aufbegehren. Auf der Bühne suchte die damals 33-Jährige Schutz vor «unangemessenen und schlecht formulierten Fragen, die hinter jeder Ecke lauerten», und fand sich als hilfloses Objekt der Fantasien eines vermeintlichen Improvisationskünstlers wieder. Lisette geht durch diesen Tag wie Klaras Mutter im ersten Akt der Maria Magdalena von Friedrich Hebbel: Alles kann passieren, das Schlimmste wie das Beste. Diese Spannweite misst der Roman durch eine fiebrig erregte Erzählweise aus, durch einen rasanten Wechsel von Wahrnehmungen, Erinnerungen, Vorahnungen und Reflexionen. (roth)
Katharina Tanner, Da geht sie : Roman, Limmat-Verlag, 2009.
Page créée le 11.06.10
Dernière mise à jour le
11.06.10
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