Christine Trübs Roman Ach der taucht in die Kindheit eines Jungen ein, der erleben muss, wie seine Eltern jahrelang nur noch in einer pro forma aufrechterhaltenen Ehe leben, mit immer unerträglicheren Spannungen und wachsender Respekt- und Lieblosigkeit. Der Vater lebt in einer anderen Beziehung und kommt je länger, je weniger abends noch nach Hause, die Mutter wird immer verbitterter, penibler und strenger. Im Teenageralter erlebt der Junge eine seiner grössten Enttäuschungen, als er mit seinem Vater in die Ferien fährt, aber nach einem Tag dessen Geliebte und ihr Sohn auftauchen – und der Vater zudem noch so tut, als hätte er die Frau erst gerade kennengelernt. Christine Trüb beschreibt die Bitterkeit enttäuschter Liebe und verratenen Vertrauens detailreich, anschaulich, was dieses Buch zu einer aufwühlenden Lektüre macht. Eher weniger überzeugend ist die Erzählkonstruktion des Romans – erzählt wird die Geschichte vom erwachsenen Mann, über die Vermittlung seiner Frau, der Ich-Figur der Rahmenhandlung. Manche Szenen prägen sich jedoch wegen ihres melancholischen, zurückhaltenden Tons ein. Da zeigt Christine Trüb ihre Stärken als Erzählerin atmosphärisch dichter, eindringlicher Momente. (bsp)
Christine Trüb, Ach der : Roman, Hohenems: Limbus, 2009.
Page créée le 18.06.10
Dernière mise à jour le
18.06.10
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