Virgilio Masciadri / Das Lied vom knarrenden Parkett
Gedichte, fund-orte 35. Numeriert, signiert, 64 Seiten, ISBN 978-3-85830-152-9
In Virgilio Masciadris neuen Gedichten steht Nachdenkliches neben Heiterem, das erzählende Langgedicht neben dem Epigramm, das rasch der unerwarteten Schlusswendung zutreibt. In dieser Vielfalt von Themen und Tonlagen bestätigt sich, was Ueli Schenker über Masciadris Lyrik schreibt: Sie lässt „norditalienische Herkunft und Schweizer Verwurzelung des Autors in ihrem Spannungsverhältnis spürbar werden.“ Zu seinen Themen gehört deshalb immer wieder die Grenzregion: Eine solche Postanschrift möchte der Autor nicht nur haben, er eignet sie sich von Fall zu Fall an, weil ihn hier noch unentdeckte Motive anspringen. Eine kleine Welt? Das Weltall erscheint ihm im Extremfall kleiner als der Abgrund zwischen zwei Sprachen. Und Sprache ist Heimat, Identität. Den Lyriker als Knipser von Momentaufnahmen präsentiert der zweite Teil des Bandes: „Belle de Jour – ein Fotoroman“, und den Abschluss macht die poetische Annäherung an ein prähistorisches Zeugnis, durch die Augen eines heutigen Lyrikers betrachtet, der mit Scharfsinn und Neugier auf die Vorzeit zurückschaut.
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Duri Rungger / Kein Fall in Disentis? -
Kriminalroman
200 Seiten - ISBN 978-3-85830-161-1
Es geht hoch zu und her an jenem Winterabend im Jahr 1955 in der "Krone" von Disentis - und am anderen Morgen liegt der Erbe der Dorfsägerei erschlagen unter einem Wegkreuz. Der Dorfpolizist, Roc Caminada, verfolgt vorsichtig, doch unbeirrbar die spärlichen Spuren und die Gerüchte, die in der Dorfgemeinschaft umlaufen. Dabei lassen die Ermittlungen das unheimliche Geschehen dem Polizisten persönlich immer näher rücken - und dann gibt es auf einmal Opfer in seiner engsten Umgebung. Dieser atmosphärisch dichte Dorfkrimi, in dem der Autor die Lesenden auch in die Welt seiner Kindheit zurückführt, lässt die eindrückliche Bergwelt Graubündens lebendig werden und entfaltet subtil und nicht ohne feinen Humor das Geflecht aus Abhängigkeiten und kleinen Lügen, in das die Menschen verstrickt sind.
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Esther Thormann / Hol den Mond auf deinen Teller
Gedichte, fund-orte 34 Numeriert, signiert, 684 Seiten, ISBN 978- 3-85830-158-1
Esther Thormann gilt in der Schweizer Lyrik als Geheimtip: Von Hans Rudolf Hilty entdeckt, geriet sie früh in Kontakt mit der Wiener Gruppe; auch der konkrete Poet Claus Bremer ermunterte sie zum Schreiben. Dennoch publizierte sie lange fast nur in Zeitschriften. Dieser Band der Reihe fund-orte macht deshalb ihre Entdeckung erst richtig möglich. Er bietet mit neuen wie einer Auswahl älterer Verse einen Querschnitt durch das Werk der Autorin. Feiner Sprachwitz ist diesem so wenig fremd wie die hintergründige Reflexion über Menschliches: "wahr zu nehmen die / behutsamkeit sich ein / ander zu verheimlichen" lautet etwa der Anfang eines Gedichts: Er gibt einen Hinweis auf das feine Spiel von Nähe und Distanz, Sensibilität und Durchdachtem in diesen Texten, aber auch auf das poetische Geheimnis, das sie stets zu wahren wissen.
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Jon Durschei / Mord in Wald AR
230 Seiten - ISBN 978-3-85530-157-4
Die sieben bisherigen Kriminalromane des zurückgezogen in Graubünden lebenden Schweizer Autors Jon Durschei sind Kult: Unzähligen Leserinnen und Lesern ist der darin ermittelnde Pater Ambrosius mit seinem menschlichen Mitgefühl und seinen Selbstzweifeln ans Herz gewachsen, ebenso die eigenwilligen, oft etwas randständigen Figuren, mit denen er es zu tun bekommt. Und nicht zuletzt sind die Durschei-Krimis berühmt für die Genauigkeit, mit der sie die Atmosphäre und die Lokalitäten reizvoller, oft wenig bekannter Schweizer Gegenden beschwören. Nach mehreren Jahren liegt nun endlich ein neuer Roman der beliebten Serie vor: Darin verschlägt es Pater Ambrosius wieder dahin, wo er schon in seinen Anfängen als Detektiv einmal war, ins Appenzellerland, genauer nach Wald AR. Dort wird er in eine Geschichte verwickelt, in der eigenwillige Wirte und kuriose Frauen ebenso eine Rolle spielen wie zugewanderte deutsche Politikberater und liebeshungrige Ehegattinnen – und vieles andere mehr.
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Georges Wieland / Tod am Sihlquai
180 Seiten - ISBN 978-3-85830-155-0
Der kaufmännische Angestellte Jean-Antoine hat ein Verhältnis mit der Frau seines Chefs und will diesen ermorden. Doch in dem Moment, als er ihn auf einem Parkplatz am Sihlquai in Zürich erwürgen will, geschieht etwas Unerwartetes - was nicht verhindert, dass Judith Polk, die schöne Kommissarin, die in dem Fall ermittelt, sich beinahe auf eine Liebesgeschichte mit Jean-Antoine, dem Täter, einlässt. Und weil dieser Tagebuch führt, erleben wir bei der Lektüre für einmal einen Krimi von der Rückseite, aus der Perspektive des Mörders. Georges Wielands Roman ist eine doppelbödige Parabel über Schuld und Sühne - und bleibt dennoch eine wunderbar leichtfüssige und unterhaltende Lektüre, voll von originellen Charakteren und hintergründiger Ironie.
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Horst Bingel / Den Schnee besteuern
Gedichte, fund-orte 33 Numeriert, vom Verleger signiert - 80 Seiten - ISBN 978-3-85830-156-7
Horst Bingel hat sich immer wieder für Ausgenutzte, aber ebenso für andere Dichter und Dichterinnen engagiert. So als Vorsitzender des Verbandes deutscher Schriftsteller, aber auch als Herhausgeber der „Streit-Zeit-Schrift“ und der Publikation wichtiger Anthologien, so etwa in der Sonderreihe dtv „Deutsche Lyrik, Gedichte seit 1945“. Selbst Schweizer entdeckte er und brachte sie in der Anthologie „Junge Schweizer Lyrik“ (Eremiten-Presse) heraus.
Noch wichtiger ist aber Horst Bingel als Erzähler und vor allem als Poet. Zurecht schrieb H.C. Artmann, Horst Bingel sei „der Fassadenkletterer unter Deutschlands Dichter“, während Wolfgang Weyrauch meinte, „Bingels Erkenntnisse und poetische Verwirklichungen sind vergiftete Pfeile, aber ihr Gift ist ein Gegengift, ein Vademecum, indem er in Völkerballspielen nicht Bälle auf das eine oder auf das andere Volk stürzen, vielmehr die Völker Ball spielen lässt“.
Doch nicht zu übersehen, dass dieser Dichter unter der heutigen Deutschland AG litt und zugleich immer wieder das Poetische ins Wort geholt hat: „Die Dichter haben stets die / ganze Welt im Gepäck, weit / ist der Weg zur / Arche Noah.“
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Werner Bucher und Jolanda Fäh / Urwaldhus, Tierhag, Ochsenhütte & Co.
Die schönsten Ostschweizer Beizen und die (Wander-) Wege zu ihnen.
Akutalisiert und ergänzt mit weiteren Beizen.
330 Seiten - ISBN 978- 3-85830-154-3
Mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und oft allein hat Werner Bucher vor etlichen Jahren für dieses Buch die schönsten Ostschweizer Bauernwirtschaften, Berggasthäuser und andere seinen Vorstellungen entsprechende Beizen entdeckt und besucht. Einige dieser besonderen Wirtschaften gibt es in der Zwischenzeit aus verschiedensten Gründen nicht mehr; andere wurden geschlossen, weil sich der Nachwuchs der ehemaligen Wirte- und oft Bauernfamilien - vielleicht wegen den langen Arbeitszeiten - nicht mehr engagieren wollte oder konnte.
Nun ging Jolanda Fäh, Autorin und Beizenliebhaberin in Person, solchen uns nach wie vor überzeugenden Bauern- und sonstigen Wirtschaften nach, jenen zahlreichen, die nach wie vor ihre Türen offen halten, wo sich aber das eine oder andere geändert hat, und zudem andern gemütlichen Restaurants oder Besenbeizen, die sie auf ihren Wanderungen für Sie neu entdeckt hat. Dank Jolanda Fähs bewundernswertem Bemühen und trotz etlicher Blasen an den Füssen ist nun eine Neuauflage von "Urwaldhus, Tierhag, Ochsenhütte & Co." erschienen.
Wir glauben, es wäre ein Jammer, gäbe es diesen Legende gewordenen Beizenführer nicht mehr. Er berichtet auf jeder Seite von einer Schweiz, die nicht völlig zersiedelt ist und von der sogenannten Moderne noch nicht ganz verschluckt wurde, sondern die Leser des Buches zu immer neuen Wanderungen und Entdeckungen verführen wird. Egal, ob diese ins Zürcher Oberland, ins Thurgau, ins Schaffhausische, in die beiden Appenzell, ins Toggenburg, zum Walensee, ins Rheintal oder wo immer hinführen.
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Poesie-Agenda 2010
256 Seiten - ISBN 978-3-85830-151-2
Diese hervorragend komponierte, manchmal lustige, dann bös kritische Agenda, müsste alle durchs Jahr begleiten, die heutige Gedichte mögen, aber auch erfreut sind, wenn zwischendurch plötzlich Hölderlin, Dr. Benn oder Ringelnatz auftauchen. Comics, Fotos, witzige und ernsthafte Notizen über Literatur finden sich darin, auch ein Telefon- und Adressregister fehlt nicht. Zusammengestellt haben dies alles in bewährter Weise die beiden Schweizer Poeten Werner Bucher und Virgilio Masciadri, jetzt neu zusammen mit der Lyrikerin Jolanda Fäh.
*** Virgilio Masciadri / Dämonen im Murimoos
Kriminalroman
220 Seiten - ISBN 978-3-85830-150-5
Der junge Französischlehrer Manfred ist reichlich ahnungslos, als er im aargauischen Muri eine Stellvertretung für ein paar Wochen übernimmt: Erst nach und nach erfährt er, dass sein Vorgänger unter mysteriösen Umständen umgekommen ist, und auch sonst erscheint ihm manches an diesem Landgymnasium immer eigenartiger. Unheimliche Dinge geschehen, die seinen Aufenthalt im Freiamt in einen Alptraum verwandeln. Was ist mit den Schülern in dem ehemaligen Klosterdorf los? Was hat der Rektor zu verbergen? Und welche Rolle spielt der undurchdringliche Pfarrer Cottier von Boswil? Virgilio Masciadris neues Buch mischt Krimispannung mit Elementen einer stimmungsvollen Schauergeschichte und schafft so einen hintergründigen psychologischen Roman ganz neuer Art.
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Jolanda Fäh / Wadenbeissergedichte
64 Seiten - ISBN 978-3-85830-149-9
„es wolle ihr / so alle drei vier jahre nur / einmal gelingen / ein gedicht zu schreiben / ein anständiges / sagt sie“ — derart beginnt ein Gedicht von Jolanda Fäh. Natürlich spricht sie da zum Glück nur ironisch gebrochen von ihren Gedichten; denn dass ihr eine ganz eigene Poesie weit öfter gelingt, bezeugt jede Seite im vorliegenden fund-orte-Band des orte-Verlages. Aber die durchaus doppelbödige und gleichwohl feine Ironie dieser Zeilen sagt bereits allerhand über den präzisen und zugleich unverkrampft spielerischen Umgang dieser Dichterin mit der Sprache.
Sinnlichkeit, Frische und stets auch ein Quentchen Glücksgefühl gehören überdies zu den Ingredienzen ihrer Gedichte. Nur ein einziges Beispiel: „die allee hat sich eingerollt und schnurrt / die fenster schweigen mit offenen mündern / der baum wartet / auf die gutenachtgeschichte“. Die beiden Herausgeber der fund-orte-Reihe freuen sich daher, jetzt diese Gedichte zu Ihnen zu bringen. Aber geben Sie bitte acht: Jolanda Fähs Verse warten fast immer mit einem Lächeln auf den Stockzähnen auf, ohne jedoch zu verschweigen, dass sie durchaus einmal zubeissen könnten.
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Fred Kurer / St.Gallen & andere Liebschaften
68 Seiten - ISBN 978-3-85830-148-2
Fred Kurers Gedichte in "St. Gallen & andere Liebschaften" sind nicht nur manchmal spöttische, dann wieder heitere und selten sehr ernst gemeinte Liebesgedichte an eine Stadt oder an eine Lady - immer sind sie auf eigenwillige und erfrischende Weise am Puls unserer Zeit. In ihnen überschneiden sich das Globale und das Lokale in manchmal geradezu unerwarteter Weise. Schriftdeutsche Gedichte gelingen dem St. Galler Poeten ebenso wie Verse uf Sanggaller Mundart. Bald berichten seine Gedichte und Texte von den Reisen des weltläufigen Autors, dann wieder spürt er das Nahe auf, besingt den Säntis oder einen Hügel.
Auf alle Fälle: Welthaltigkeit und Provinzielles, beides holt er ständig ins Gedicht. Doch so gekonnt er von all seinen Erfahrungen, seinen Erlebnissen berichtet, immer vermag Kurer Eigenes zu relativieren und ins Wort zu transportieren. Als belesener Autor versteht er sich auf das witzige Spiel mit Formen und bringt mit erhobenem Zeigefinger Möchtegerndichtern bei, wie sie Gedichte schreiben sollen. Aber Sanggale lässt ihn zu unserer und gewiss auch Ihrer Freude auf beschwingte Art doch niemals ganz frei. Darum, Fred Kurers Sanggale möge noch lang leben! Solche Gedichte, ironisch, gar spöttisch oder ernst daherkommend, wir meinen: die Welt braucht sie.
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Gerlinde Michel / Cézanne in Zürich
263 Seiten - ISBN 978-3-85830-147-5
Eine Serie von Kunstdiebstählen verunsichert die Region Zürich; Kommissar Markus Felchlin und sein Team von der Zürcher Kriminalpolizei ermitteln seit Wochen ohne jeden Erfolg. Endlich kommt ein Hinweis aus dem kriminellen Untergrund, dass auch ein gestohlener Cézanne in Umlauf sei - doch damit wächst bloss die Verwirrung. Stimmt dieses Gerücht? Jagen die Ermittler einer einzigen Diebesbande hinterher, oder sind es mehrere? Und was geschieht mit den gestohlenen Kunstwerken? Felchlin wagt es, die Cézanne-Geschichte ernst zu nehmen. Er inszeniert eine verdeckte Ermittlung und übernimmt darin selber die riskante Hauptrolle. Bis fast zum Schluss bleibt er ahnungslos, wer sein Gegenspieler wirklich ist.
Wieder wagt sich Gerlinde Michel mit ihrem neuen Krimi an ein ungewöhnliches Thema von beklemmender Aktualität. Und auch diesmal gelingt ihr eine farbige, temporeiche Geschichte, welche mit subtiler Spannung fesselt und einen nicht loslässt, bis man das Buch ganz zu Ende gelesen hat!
*** Andreas Saurer / Freie Sicht bis Cagliatscha
66 Seiten - ISBN 978-3-85830-146-8
Saurers Poesie wirkt skizzenhaft und konzentriert zugleich. Ihre Sprache ist meist knapp und präzise, allein die scheinbar einfachen Sätze entfalten bei mehrfachem Lesen eine bald spielerische, bald beklemmende Mehrdeutigkeit. Dabei spiegelt diese Lyrik, wenn auch oft ironisch gebrochen und verfremdet, die Welt in einer erstaunlichen Vielzahl von Aspekten. So führt der Dichter uns in diesem Band mit fünf Kapiteln durch die keineswegs heile Welt seiner heimatlichen Berge und dann in die mitunter eher ungemütliche Stadt Bern, er lässt uns teilhaben an seinen Zweifeln gegen wohlfeile Alltags-Überzeugungen, sinniert über die Liebe und ihr Erlöschen, und schliesslich zeichnet er lakonisch verdichtete Reisebilder, denen man anmerkt, dass der auch als Journalist tätige Lyriker ein wacher und kritischer Beobachter unserer Wirklichkeit ist. So sammelt sich in diesen schlanken lyrischen Notizen wie in einem Brennglas ein breites, farbenreiches Spektrum von Möglichkeiten heutiger Poesie, das beim Lesen immer wieder aufs Neue fasziniert.
Im Herbst 2007 gewann der in Bern lebende Autor den Lyrikpreis der Literaturzeitschrift «orte». Andreas Saurer ist heute Auslandredaktor bei der «Berner Zeitung» und betätigt sich daneben als Vermittler rumänischer Literatur. Für seine Gedichte wurde er bereits mehrfach ausgezeichnet - höchste Zeit also, dass mit «Freie Sicht bis Cagliatscha» zum ersten Mal eine grössere Auswahl seiner poetischen Texte vorliegt.
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Werner Bucher - Virgilio Masciadri / Poesie-Agenda 2009
256 Seiten - ISBN 978-3-85830-144-4
Wer gute Gedichte liebt und diese Agenda nicht kennt, ist selber schuld. Seit mehr als 25 Jahren erscheint die hervorragend komponierte, manchmal lustige, dann bös kritische Agenda, die auf 256 Seiten durchs ganze Jahr alle begleitet, die heutige Gedichte mögen, aber auch erfreut sind, wenn plötzlich Hölderlin, Dr. Benn oder Ringelnatz auftauchen und andere Gedichte aus der Weltliteratur. Comics, Fotos, witzige und ernsthafte Notizen über Literatur begegnen Ihnen, auch ein Telefon- und Adressregister fehlt nicht. Zusammengestellt haben dies alles die beiden Schweizer Lyriker Werner Bucher und Virgilio Masciadri; die Berlinerin Lea Ledwon gibt der Agenda den berlinerischen Pfiff mit.
*** Markus Matzner / Bitterer Abgang in Maienfeld
220 Seiten - ISBN 978-3-85830-145-1
Im Bündner Winzerstädtchen Maienfeld geschehen beängstigende Dinge: Der Wein eines ganzen Jahrgangs entwickelt ab einer gewissen Temperatur einen unerträglich bitteren Nachgeschmack, eine gefährliche Rebkrankheit macht sich breit, und eines Tages wird der Winzerpräsident tot in seinem Weinkeller aufgefunden. Was hat sein Kumpan Robert Vetscherin damit zu tun, und was der Gegenspieler der beiden, der junge Hannes Rüfener? Und wie steht Hannes zur Wirtschaftsstudentin Stella, der Tochter seines Erzfeindes Vetscherin? Ein wildes Karussell von Angst, Verdächtigungen und Intrigen beginnt sich im Dorf zu drehen. Markus Matzners Erstling meidet Krimi-Klischees und lässt Landschaft, Stimmung und Charaktere der Menschen in einem Winzerdorf lebendig werden. Gleichsam nebenbei erfährt man allerlei über die hohe Kunst von Rebbau und Weinbereitung – und dabei bleibt dieser originelle Wein-Krimi eine von der ersten bis zur letzten Seite mitreissende Lektüre.
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Viviane Egli / Lügi & Söhne, fund-orte 29
72 Seiten - ISBN 978-3-85830-143-7
Die in St. Gallen aufgewachsene Viviane Egli machte sich auf literarischen Gebiet zuerst mit ihren beiden spannenden Kriminalromanen "Engel im falschen Zug" und "Finale in Wollishofen", später ebenso mit ihren eindrücklichen Porträts über den "Chapf Köbi, einen der letzten sennischen Menschen" und über das "Burgfräulein vom Yberg" einen Namen (alle Titel bei orte). Immer wieder schrieb aber diese Autorin auch heimlich Gedichte. In unserer Reihe "fund-orte" liegt nun, und nach unserer Meinung war's allerhöchste Zeit, ihr erster Gedichtband vor, mit dem zügigen Titel "Lügi & Söhne - oder die zwölf Jahreszeiten".
Doch so kess der Titel vielleicht anmuten mag, es ist eine oft stille, elegante, immer wieder von taghellen wie von nächtlichen Stimmungen und Gefühlen handelnde Lyrik, die in diesem Buch den Weg an die Öffentlichkeit findet. Nicht zu überhören ist zudem, dass die in Zürich eine Kommunikationsagentur leitende Dichterin bereits für ihren ersten Gedichtband ihre ganz eigene, unverwechselbare Sprache gefunden hat. Sie vermittelt Hoffnung, leise Trauer und plötzlich gar eine spontane Frechheit (besonders in den Titelgedichten), die man spätestens beim zweiten (möglicherweise lauten) Lesen entdeckt. Hoffnung wie Resignation, Lebenslust wie stille Trauer, Freude wie leiser Zorn erreichen in ihnen eine beglückende Balance, wie sie in der heutigen Lyrik selten anzutreffen ist.
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Ueli Schenker / Der Eiermann kommt, fund-orte 28
78 Seiten - ISBN 978-3-85830-142-0
Mit "Der Eiermann kommt" legt Ueli Schenker bereits seinen vierten Lyrikband vor. Aber wer die früheren Gedichte des heute in der Innerschweiz lebenden ehemaligen Frauenfelder Kantonsschullehrers kennt, gerät hier ab und zu ins Staunen: Gewiss war dieser Autor immer gut für Gedankensprünge, die so überraschend wie überzeugend wirkten, und setzte die Lesenden einem Wechselbad von Spieltrieb und Disziplin, Lebenslust und schneidender Analyse aus. Allein in diesen Texten erreicht seine Kunst der poetischen Verrätselung eine neue Raffinesse: Ganz gleich ob er von der Droste schreibt oder von der "Sehnsucht der Putzfrau nach dem Mann", es gelingt dem Anglisten und Germanisten Schenker, Alltagserfahrung und literarische Reminiszenzen ohne jede Pedanterie virtuos ineinander zu weben.
Von der Musikalität des Lyrikers zeugen nicht nur die Themen mancher Gedichte, sondern auch ein präziser Sinn für die Melodik der Sprache und den Rhythmus von Bildern und Stimmungen. So gehen in dieser Poesie Tragik und Humor, das Spröde und das Beschwingte, Zynismus und Mitgefühl Hand in Hand. Zugleich schürfen die Verse oft in unerwarteten Tiefen: Das Geröll von Halbwahrheiten und Illusionen, unter dem unser Leben oft erstickt, wird Schicht um Schicht abgetragen, bis jener erotische Urgrund sichtbar wird, der sich im bürgerlichen Alltag kaum zu Wort melden darf. Doch selbst vor den Abgründen des Triebhaften, wo andere schwerblütig werden, beglückt uns Ueli Schenker mit der leichtfüssigen Prägnanz seiner Verse und einem vertrackten, hintergründigen Witz, wie er in der deutschsprachigen Literatur zum Seltensten gehört.
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Werner Bucher / Du mit deinem leisen Lächeln
2007 - ISBN 978-3-03740-363-1
Auch Werner Bucher weiss, was viele Männer, insbesondere Dichter, den Frauen zu verdanken haben: das Leben, die Liebe, die Sprache usw. - kurz: fast alles (und noch viel mehr). So lag es nahe, aus dem reichen Gedichtwerk von Werner Bucher eine Auswahl zu treffen von Texten "an Frauen oder für Frauen", ergänzt durch neue, unveröffentlichte Gedichte. Es sind Hommages, Verehrungen, Schmerzensrufe, und immer wieder heftiges Verlieben, kurz-, mittel- bis langfristig. Kühl bleibt dabei niemand, weder der Dichter noch die Angesprochenen; dafür sorgen schon der jugendliche beat der drängenden Balladen und die bedingungslose Präsenz von Sprache und Gefühlen.
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Werner Bucher / Die schlafende Santa Maria von Vezio und andere Geschichten
2007 - ISBN 978-3-907764-71-8
Was Virgilio Masciadri über Werner Buchers Gedichte schrieb, gilt auch für seine Geschichten. Sie haben einen eigenen Sound: den "Werner Bucher-Sound". Und wie in seinen Romanen begegnet der Leser, die Leserin in "Die schlafende Santa Maria von Vezio und andere Geschichten" Figuren, nein, vielmehr Menschen aus Fleisch und Blut. Sie pendeln meist von einer Schwierigkeit in die nächste oder leben im Dunkel des Daseins. So etwa der Bub Roman, der bei einem Priester Hilfe sucht und sie möglicherweise findet. Ebenso der unglückliche Valentin Cavelty, als er in Vezio das Glück und Unglück seiner Tessiner Kindheit finden möchte. In allen Geschichten von Werner Bucher werden Menschen lebendig, die aus eigener Kraft kaum aus dem Schatten finden.
Dennoch, ob sie nun scheitern oder dem Dunkeln entfliehen, immer nötigen Werner Buchers süffig geschriebene Geschichten zum Weiterlesen. Man muss schlicht wissen, wie alles endet. Wie schrieb doch die Bernerin Barbara Traber nach der Lektüre des mit dem Schweizer Schillerpreis ausgezeichneten Romans "Unruhen" im "Bund": "Vor der Lektüre sei gewarnt: Ich habe zwei Nächte lesend verbracht ..." Und in der "Südostschweiz" ist zu lesen: "Und das ist das Besondere, ja Faszinierende: Mit wechselnden stilistischen Mitteln breitet der Autor ein erheiterndes wie erschreckendes Kaleidoskop menschlicher Einsichten und Abgründe aus." Das darf man von Buchers Geschichten mit Fug und Recht ebenfalls behaupten.
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Poesie-Agenda 2008
272 Seiten - ISBN 978-3-85830-138-3
Wer gute Gedichte liebt und die Poesie-Agenda nicht kennt, ist selber schuld. Seit 25 Jahren erscheint die hervorragend komponierte, manchmal lustige, dann bös kritische Agenda, die auf ganzen 272 Seiten durchs Jahr alle begleitet, die heutige Gedichte mögen, aber auch erfreut sind, wenn plötzlich Hölderlin, Dr. Benn oder Eichendorff auftauchen und andere Gedichte aus der Weltliteratur. Comics, Fotos, Telefon- und Adressregister, witzige und ernsthafte Notizen über die Literatur begegnen Ihnen. Zusammengestellt haben dies alles die beiden Schweizer Lyriker Werner Bucher und Virgilio Masciadri; die Berlinerin Lea Ledwon gibt der Agenda den berlinerischen Pfiff.
Page créée le 20.11.97
Dernière mise à jour le 25.02.11
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