Projekt für ein schweizerisches Literaturinstitut: einige AnhaltspunkteDas Literaturinstitut wird Teil der Hochschule der Künste Bern (HKB) sein und sollte im Oktober 2006 die ersten Studierenden aufnehmen.
Wir sehen heute die folgenden Prioritäten:
- Wir erarbeiten Bachelor- und Master-Studiengänge (Inhalte und Strukturen) im Hinblick auf ihre Akkreditierung und legen die Zulassungs- und Aufnahmebedingungen fest.
- Wir erarbeiten ein Konzept für die Forschung, die Weiterbildung und die Dienstleistungen.
- Wir erarbeiten ein Leitbild zur Organisation des Instituts, zum Unterricht, zur Aufnahme der Studierenden, zur Auswahl der Lehrenden und zur Zusammenarbeit mit anderen Bildungsinstitutionen.
- Wir organisieren die Abläufe administrativer, rechtlicher und finanzieller Art und finden eine Liegenschaft in Biel.
- Wir positionieren das Institut im Rahmen der Bildungs- und Kulturpolitik, in der Politik vor Ort und gegenüber seinen wichtigsten Partnern (vor allem den Autorinnen und Autoren).
Im Lauf des Jahres 2005 sollen in einem Pilotversuch Inhalte und Funktionsweisen der geplanten Studiengänge evaluiert werden. Zugleich stützen wir uns bei deren Ausarbeitung auf die Erfahrungen der Verantwortlichen anderer Studiengänge an Kunsthochschulen.
Studiengänge / pädagogischer Rahmen
Wir betrachten heute das schweizerische Literaturinstitut - dessen endgültiger Name erst noch zu bestimmen sein wird - als einen Ort des Austauschs literarischen Wissens und als ein Zentrum der literarischen Zweisprachigkeit mit breiter Ausstrahlung nach aussen. Es wird das literarische Schreiben und Übersetzen fördern, indem es ein vertieftes Studium ermöglicht, das zu Diplomen führt - Bachelor und Master - , die in der Schweiz und im Ausland anerkannt sind. Ziel der Ausbildung für literarisches Schreiben und Übersetzen wird es sein, den Studierenden ein Können und ein Wissen zu vermitteln, durch das sie ihr eigenes kreatives Schaffen während und nach dem Studium bereichern und individualisieren können. Der Unterricht wird deliberativen Charakter haben und für ganz unterschiedliche Gattungen und Schreibstile offen sein. Hauptziel wird es sein, das literarische Potential der Studierenden zu entwickeln.
Heute bilden sich Autorinnen und Autoren weitgehend selbst zu dem, was sie sind. Dadurch, dass das Literaturinstitut anerkannte Autorinnen und Autoren als Lehrende gewinnen will, soll den Erfahrungen, welche die selbständige Heranbildung zur Autorin, zum Autor auszeichnen, ein besonderes Gewicht erhalten. Auch wenn das literarische Schreiben nicht auf ein Handwerk reduziert werden kann, beruht es doch auf bestimmten Kenntnissen und Fähigkeiten, auf Anregungen und Vorgaben, die das kreative Schaffen stimulieren. So werden die Schreibenden am künftigen Institut ihr Repertoire erweitern und andere literarische Formen kennen lernen können. Die jungen Autorinnen und Autoren, Übersetzerinnen und Übersetzer werden die Gelegenheit haben, ihre Arbeiten der Kritik der Mitstudierenden auszusetzen, um dieser in einem konstruktiven Geist zu begegnen. Zudem wird die Anwesenheit anderer Autorinnen und Autoren dazu beitragen, Netze zu stiften, die über das Studium hinausreichen werden.
Die Zweisprachigkeit des Unterrichts wird den interkulturellen Dialog und die Kontakte zwischen der Muttersprache und der Nachbarsprache fördern. Das Literaturinstitut wird Studiengänge auf Französisch und auf Deutsch anbieten; wir denken auch daran Module für Italienisch und Rätoromanisch und Weiterbildungsmöglichkeiten in anderen Sprachen zu schaffen.
Arbeiten im Bereich der angewandten Forschung werden es erlauben, das Wissen über die literarische Produktion und deren Platz in der gegenwärtigen Gesellschaft zu erweitern und den Unterricht in kreativem Schreiben zu befragen.
Schliesslich wird die Zugehörigkeit des Literaturinstituts zur Hochschule der Künste Bern (HKB) und die Zusammenarbeit mit anderen Hochschulen den Austausch mit anderen Disziplinen ermöglichen und das literarische Schreiben so in einen erweiterten Zusammenhang der Künste einfügen.
Marie Caffari und Daniel Rothenbühler - März 2005