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Guy Krneta & Jens Nielsen
Guy Krneta: Mittelland. Morgengeschichten. Dialekt / Hochdeutsch, übers. von Uwe Dethier. 190 Seiten. (= edition spoken script, Bd. 1)
Jens Nielsen: Alles wird wie niemand will. Erzählungen. 140 Seiten (= edition spoken script, Bd. 2)
Verlag Der gesunde Menschenversand, Luzern 2009.

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  Guy Krneta / Mittelland - Jens Nielsen / Alles wird wie niemand will

 
Guy Krneta / Mittelland
Wie wenn nach jeder Geschichte noch eine weitere käme
Seit 2006 schreibt Guy Krneta regelmässig für das Schweizer Radio DRS 1 «Morgengeschichten». So wie die herkömmlichen Kalendergeschichten stellen auch Krnetas «Morgengeschichten» eine Mischung aus Anekdote, Novellette und Parabel dar und sind unterhaltend und belehrend zugleich. Sie packen uns in der begrenzten Zeit des Vortrags oder nun der Lektüre, aber so, dass sie uns für längere Zeit nicht mehr loslassen.

 

Es sind kurze, prägnante Texte, die alltägliche Begegnungen und Phänomene als Ausgang nehmen: Ob Kinder-Patenschaften, Beerdigungen, das Wetter, Verwandtschafts- oder Liebesbeziehungen: Die Beobachtungen geraten dank Guy Krnetas erzählerischer und sprachrhythmischer Virtuosität immer auch zu einer leichtfüssigen Reflexion über das Leben an sich. In der Fülle von über 80 Geschichten entstand eine Art öffentliches Skizzenbuch über das Schweizer Alltagsleben.

Alle Texte sind sowohl in Mundart wie in hochdeutscher Übersetzung von Uwe Dethier abgedruckt.

Guy Krneta, geboren 1964 in Bern, lebt als freier Schriftsteller in Basel. Er arbeitete als Dramaturg und Co-Theaterleiter in Deutschland und der Schweiz. Für seine Prosatexte und viel gespielten Theaterstücke wurde er mehrfach ausgezeichnet. Krneta ist Mitglied der Spoken-Word-Formation «Bern ist überall» und erzählt regelmässig «Morgengeschichten» auf Schweizer Radio DRS 1. Zahlreiche Veröffentlichungen im Verlag Der gesunde Menschenversand.

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Das Debüt eines mitreissenden Erzähler und Performers
Die Figuren in Jens Nielsens Geschichten scheinen mit ihrem Untergang keine grossen Schwierigkeiten zu haben. Dass alles wird, wie sie nicht wollen, scheint sie erst richtig zu beleben. In 16 absurd poetischen und tragikomischen Geschichten begegnen sich Männer und Frauen, ohne richtig aufeinander eingehen zu können. Da gibt es einen Mann, bei dem alles, was in seinem Leben geschieht, gleich ein halbes Jahr her ist. Da fällt ein Mann im Park in Zeitlupentempo um und heiratet dort eine Zufallsbekanntschaft. Und so verwundert es nicht, dass in einer der Erzählungen alles verschwindet; die Möbel, der Wind, die Menschen, und selbst das Theater, in dem wir sitzen.

Jens Nielsen / Alles wird wie niemand will

Die meisten der im Band publizierten Texte sind Teil von Nielsens Text-Performance «Alles wird wie niemand will».

Jens Nielsen, geboren 1966 in Aarau, Schauspielausbildung an der Schauspiel Schule Zürich. Er lebt als Autor, Sprecher und Schauspieler in Zürich. Zusammen mit Aglaja Veteranyi bildete Nielsen die Theatergruppe «Die Engelmaschine». Seit 2001 wurden zahlreiche seiner drama tischen
Werke auf Bühnen gespielt und im Radio gesendet. «Alles wird wie niemand will» ist seine erste Buchveröffentlichung.

Guy Krneta: Mittelland. Morgengeschichten. Dialekt / Hochdeutsch, übers. von Uwe Dethier. 190 Seiten. (= edition spoken script, Bd. 1)
Jens Nielsen: Alles wird wie niemand will. Erzählungen. 140 Seiten (= edition spoken script, Bd. 2)
Verlag Der gesunde Menschenversand, Luzern 2009.

 

  Edition Spoken Script (Beat Mazenauer)


In breve in italiano - En bref et en français

Literaturperformances auf der Bühne, Sprechkolumnen im Radio: Es gibt viele Wege, wie die Trennung zwischen Lese- und Hörtext durchbrochen wird. Der Boom von „Audiobooks“ aller Art ist ein Zeichen dafür, dass heutzutage Texte vermehrt auch gehört werden. Die neue „edition spoken script“ will diese Trennung von der anderen Seite her aufbrechen für Texte, die weder Bühne noch Buch sind, sondern beides zugleich. Zwei Bücher machen den Anfang: Radiokolumnen von Guy Krneta und dramatische Erzählungen von Jens Nielsen.

Guy Krnetas Radiokolumnen

Jeweils um die Viertel von Sieben Uhr morgens ist auf Radio DRS1 Zeit für die Morgengeschichte. Der Dramatiker und Prosaautor Guy Krneta ist einer ihrer Verfasser. Der besondere Zeitpunkt erfordert eine besondere Form, soll das manchmal zu moralischer Betulichkeit neigende Genre „Wort zum Tag“ originell und eigensinnig interpretiert werden. Guy Krneta hat eine subtile Form dafür gefunden.
Er erzählt „Kalendergeschichten“ in der Tradition von Hebel oder Brecht. Manchmal erfüllen sie in geradezu klassischer Manier die Erwartung auf eine Pointe, handkehrum aber dreht er oft und gerne seine Geschichten ins Absurde ab, um neue Erzählräume zu öffnen – beispielhaft in „Outobahn“. Das erzählende Ich gerät auf der A1 in eine der üblichen Baustellen, die mit Hinweistafeln gut markiert sind. Je länger indes die Umfahrung dauert, umso wilder reihen sich Signalschilder aneinander und geleiten den Fahrer unmerklich ins Abseits einer Hügellandschaft. Bei einem Fussgängerzeichen hält er an, und erklimmt zu Fuss eine Krete, von wo aus er einen herrlichen Blick übers Mittelland erhält.
Guy Krneta schreibt im Berner Dialekt. Die Raffinesse seiner Texte besteht darin, dass er das Alltagsidiom sanft und gezielt in eine Mund-Art, will heissen in eine Kunstsprache verwandelt. Dieser feine, oft kaum merkliche Kniff rettet seine Morgengeschichten aus der Biederkeitsfalle des reinen Dialekts und verleiht ihnen ein eigenständiges Gepräge.
Der vorliegende Band ergänzt das Original um eine hochdeutsche Version. Deren Lektüre demonstriert eindrücklich, wie schwierig eine solche Übertragung ist. Zuletzt aber sitzt Krnetas Schlusspointe meist in beiden Idiomen: „Sind wir verantwortlich für die Welt, wie wir sie antreffen, oder für die Welt, wie wir sie verlassen?“

Jens Nielsens Performance in Buchform

Der Eigensinn von Jens Nielsens Erzählungen verrät sich schon im Satzspiegel. Sie sehen nicht aus wie kompakte Prosatexte, sondern fransen im lockern Flattersatz hinter jeder Zeile aus – um auf der nächsten fortzufahren. Wer sich dennoch auf das Wagnis ihrer Lektüre einlässt, wrid schnell gewahr: Diese Texte eignen sich vortrefflich für die laute Lektüre. In ihnen spiegelt sich der Hörspielautor und gelernte Schauspieler, der selbst ihr bester Interpret ist.
„Alles wird wie niemand will“ signalisiert gleich schon im Titel, dass sich die Wirklichkeit nicht zähmen lässt. Die ersten Geschichten setzen einen Märchenakzent. Es war einmal, zum Beispiel, ein Mann, „der alles sagen konnte“. Wie eine Pflanze wuchs er unvermittelt aus einer Wiese hervor. Die Menschen lauschten seinen Worten, auch dann noch, als er nach tausend Jahren alles gesagt hatte und wieder zurück ins Gras versickerte.
Oder es gibt da „ein kleines Mädchen“, das heisst „Egal“ und sitzt allein in seinem Zimmerchen. Auf einmal tritt die Aussenwelt durch die Türe herein, schneidet seine Haut auf und geht ins Mädchen hinein. Während Menschen, Haus, Land in ihm drin feiern, bleibt es einsam im Dunkeln zurück und „redet leise mit seiner Haut“.
Dann tritt der Erzähler auf, mit einem Rucksack, und bringt lebhaft das Ich ins Spiel. Er gebärdet sich ruhelos, wild, um schliesslich in einer falschen Vorstellung förmlich ausser sich zu geraten. Oben im ersten Rang stehend, lehnt er sich über die Brüstung hinaus und verliert Stück für Stück seine eigenen Körperteile. Sie fallen nach unten ins Parterre und wachsen einer Frau mit schulterfreiem Kleid an. Die völlige Absurdität dieses Geschehens vollzieht sich mit anschaulichster Selbstverständlichkeit, zugleich auch mit doppeltem Boden.
Jens Nielsen Erzählungen erinnern manchmal an Bichsels „Kindergeschichten“, wenn sie den Dingen mit scheinbar unbescholtener Naivität begegnen. Oder sie gemahnen an den existentiellen Slapstick in Becketts Dramen. Das Ich sieht sich dabei mit einer Welt konfrontiert, mit der es nie ganz in Einklang kommt. Diese Auseinandersetzung ergibt eine Spannung, die Nielsen mit witziger Nonchalance austrägt. Das Buch selbst spielt mit der Bühnenperformance. Es ist in sich ein Stück mit einem leeren „Pausen“-Kapitel in der Mitte und einer Zugabe am Ende. Da capo!

Beat Mazenauer

 

  En bref


In breve in italiano

Con i testi di Guy Krneta e Jens Nielsen, la piccola ma innovativa casa editrice Der gesunde Menschenversand inaugura una nuova collana. edition spoken script colma una lacuna accogliendo testi che hanno una loro ragione d'essere sia in scena che in forma scritta. Mittelland, di Guy Krneta, raccoglie le storie mattutine presentate alla radio DRS1; Alles wird wie niemand will di Jens Nielsen dimostra come certi racconti orali possano mantenere una loro specifica dinamica anche stampati, permettendo alla lettura individuale di trasformarsi in una performance tutta mentale. In particolare, la nuova collana raccoglie consensi per la sua sobrietà e per la precisione tipografica.

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En bref et en français

Une petite maisons d'édition novatrice de Suisse alémanique, Der gesunde Menschenversand, qui s'était distinguée lance une nouvelle collection avec deux titres signés respectivement Guy Krneta et Jens Nielsen. Sous le nom "edition spoken script" cette collection vise à combler une lacune éditoriale en présentant des textes faits pour être dits, sans être des textes de théâtre à proprement parler. Mittelland de Guy Krneta rassemble les textes qu'il a présenté à la radio DRS1; Alles wird wie niemand will de Jens Nielsens montre comment des textes narratifs faits pour des performances conservent leur dynamisme particulier dans leur forme imprimée, de sorte que la performance, la lecture à voix haute, advient dans la tête du lecteur. La nouvelle collection est épatante de simplicité et de précision typographique. Un livre est un livre est un livre...

 

Page créée le: 28.01.10
Dernière mise à jour le: 05.03.10

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