Ein Mädchen steht zur Adoption frei und kommt, vorerst zur Probe, in eine neue Familie. Während die Fürsorge regelmässig vorbeischaut, dass in dem neuen Heim alles klappt, entwickelt das Mädchen eine eigene Optik auf seine Situation: "Mein Vater hat mich für 365.- Franken von der Stadt gekauft. Das ist viel für ein Kind, das keine Augen im Kopf hat." In Monica Cantienis Roman Grünschnabel erzählt das naseweise Mädchen Geschichten aus einem turbulenten Haushalt, in dem vieles drunter und drüber geht, in dem aber das Herz stets am rechten Fleck sitzt. Vor allem der Vater setzt sich vehement für die ausländischen Mitbewohner im Haus ein. Es ist das Jahr 1970, die fremdenfeindliche Schwarzenbach-Initiative steht zur Abstimmung und treibt den Vater zur Weissglut. Auch das Mädchen fragt sich, warum die Tochter von Toni im dunklen Schrank leben muss. Monica Cantieni beschreibt aus der Perspektive eines Kindes diese kleine Welt - wobei sie die Erzählung des Mädchens in eine virtuose Kunstsprache bettet, die vor Wortwitz und Komik sprüht, ohne die Traurigkeit aus diesem Buch zu vertreiben.
Monica Cantieni: Grünschnabel . Roman. Schöffling Verlag, Frankfurt 2011. 240 Seiten.
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Dernière mise à jour le
27.05.11
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