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Jürg Halter
www.juerghalter.com

Notice biographique - Bibliographique - Poème - Nichts, das mich hält

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Rubrique Livres du mois
Ich habe die Welt berührt


  Notice biographique

Jürg Halter, erschienen 1980 zu Bern. Dichter und Performance Poet. Halter hatte zahlreiche Lesungen und Poetry Performances an wichtigen internationalen Literaturfestivals in Europa, Russland, Afrika und Amerika. Die Referenzen: "Poetry International" (Rotterdam), "Poetry Africa" (Durban, Südafrika), Internationales Literaturfestival Berlin, 14th American National Poetry Slam (Chicago), Solothurner Literaturtage u.a.. Das erste Buch von Jürg Halter, ein Gedichtband mit dem Titel Ich habe die Welt berührt erscheint nächsten Februar (2005) im Ammann Verlag, Zürich.

Ausführlicherer Information unter: www.art-21.ch/halter

 

  Bibliographique

Ich habe die Welt berührt : Gedichte, Ammann, 2005
 
Nichts, das mich hält : Gedichte, Ammann, 2008

 

  Poème

Bitte, ich versuche zu sprechen

Ich halte die Zunge in die Luft, aus der Mundluft
in die Außenluft. Ich spreche mit Zunge, Mund
Kopf, Bauch, mit Körper. Ich phrasiere und frisiere
die Sätze. - Ja, ich spreche.

Bitte, ich versuche mit dem Sprechen anzufangen.
Ich spreche schon, sehen Sie meine Zunge?
Die Zunge weniger. Aber die Lippen, sehen Sie meine Lippen?
Sie sind ganz anders beim Sprechen, sehen Sie
wenn ich spreche, hören Sie zu, wenn ich spreche?
Ja, ich spreche: - und wenn Geist und Körper sich da
zusammen tun, kann Sprache entstehen: So. - Ja
sie spricht, Sie, ja, ich kann sprechen.

Aber heute ist der Tag, wo ich mehr als sprechen will
ich will eine mir eigene Sprache sprechen, eine neue, meine
Sprache schaffen, ich will die Sprache dressurreiten
ganz mit meinem Körper. Alles muss
stimmen, auch der Himmel. Da haben wir es.
Die letzten Wolken ziehen ab:

Es stimmt alles.

Mit Ausrufezeichen werde ich die Sprache verstehen
ich mache alles neu! Ich werde ihr gehalterte Zügel anlegen
sie exzellent kaputtschlagen, zensieren, sie neu ausrichten
und anstreichen, sie neu fügen: Ich werde die Sprache
dressurreiten nach meinem Gusto und mit meinem Gestus!
Bitte, Sprachmittel und bitte, Sprache, du Komponentenübereinkunft
Sinn und Klang, ich werde euch schieben, bitte:
der Klang wird neu, der Sinn ist schon der Klang selbst
was los ist, bitte, verstehen Sie?
Bitte, ich werde mein Sprechen der Sprache vorführen
ich werde die Sprache vorführen. Und bitte, ich werde mit
der Sprache mit meiner Sprache sprechen.

Doch das Dressurreiten der Sprache fordert
meine Konzentration, bitte, seien Sie lautlos
ich kann doch nicht Sprechen in meiner Sprache, wenn
überall noch die Sprache ist! Doch Sie
verstehen mich nicht, Sie schweigen nicht: so.

Doch ich kann auch die Sprache sprechen, ich
kann auch Ihre Sprache sprechen, ich
kann auch unsere Sprache sprechen, aber ich
hätte eine eigene zu dressurreiten eigentlich vorgehabt, eine neue zu
schaffen eigentlich vorgehabt, meine Sprache zu
schaffen eigentlich vorgehabt.

Doch ich werde sie noch schaffen!
Bitte, es war nur ein Versuch, ich fange an
zu sprechen, ich fange an zu sprechen mit
der Sprache, jetzt schweigen Sie, verstehen Sie
jetzt verstehen Sie, danke.

Jürg Halter, Bern, 2004


  Nichts, das mich hält

Jürg Halters Gedichte grübeln in der Bahnhofsgaststätte des Lebens. Hier läßt sich Sitzen, Trinken, Pokern, Begegnen, Auseinandergehen - »komm, zum Teufel schick: Unser Glück«. Die Sprüche, Gedanken und Erinnerungsfetzen, die diese Texte umkreisen, schweifen vom Situativen zum Universellen, vom Gegenüber zum Jedermann, vom leeren Glas zur verlorenen Existenz: »Hundert Jahre Einsamkeit / und kein Kellner in Sicht / ich zeichne ein Strichchen / in den Staub auf dem Tisch.« Aber der Schalk ist nie weit. Halters Ernst ist ein flapsiger und die Sprache seiner Bilder frisch, ohne alle dichterische Selbstverzückung: »So sehe ich zu wie / das Fleisch sich / von Armen und Händen befreit / hundert Jahre Fälligkeit«. Auf der Suche, das diffuse Dasein zu klären, wirkt Halters Lyrik so authentisch und anregend wie eine unverhoffte Kneipenbegegnung.

Jürg Halter wurde 1980 in Bern geboren, wo er heute lebt. Er ist Dichter und Performance Poet. Studium an der Hochschule der Künste in Bern. Zahlreiche Auftritte an Literaturfestivals und Spoken-Words-Nights in Europa, Afrika und USA. 1995 erschien im Ammann Verlag seine erste Buchpublikation Ich habe die Welt berührt. 2005 erhielt er dafür den Buchpreis des Kantons Bern und die Literarische Auszeichnung der Stadt Bern.

Nichts, das mich hält : Gedichte, Ammann, 2008

 

Page créée le 22.04.04
Dernière mise à jour le 28.04.09

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